Der originale Branntwein aus Frankreich
Verstaubte Flasche?
Mit Cognac ist das so eine Sache. Jüngere Leute kennen das Getränk kaum noch und wenn, dann vielleicht noch vom Großvater. Die Zeit des Cognacs scheint vorbei. Was fehlt ist Verständnis und Wissen. Das ist vielleicht auch dem verstaubten Image geschuldet. Wir wollen ein bisschen Licht ins Dunkel der verstaubten Cognacflasche bringen, denn hinter dem Staub verbirgt sich eine außergewöhnliche Spirituose.
Weit zurückliegende Wurzeln
Cognac kommt aus der gleichnamigen Region im Südwesten Frankreichs. Der Name ist geschützt, weswegen Spirituosen gleicher Herstellung aus Deutschland, nicht Cognac sondern Weinbrand heißen. Weinbrände sind auch in anderen Ländern verbreitet – von Georgien bis Afrika. Für die Wurzeln des Cognac müssen wir weit zurückgehen, genauer gesagt zurück bis in das dritte Jahrhundert nach Christus! Damals gewährte der römische Kaiser Probus allen Galliern das Recht Wein herzustellen. Danach tauchen erst im zwölften Jahrhundert wieder Aufzeichnungen zu diesem Thema auf. Wilhelms X., Herzog von Guyenne und Graf von Poitiers ließ ein großes Weinbaugebiet in der Provinz Poitou errichten. Der Wein aus dieser Region war schon damals sehr beliebt und so wurden die Fässer bald nach England, Holland und Skandinavien exportiert. Die Stadt Cognac entwickelte sich so im 16. Jahrhundert zur Weinmetropole.
Hier legten holländische Schiffe an, um die begehrten Weine zu laden. Nachlassende Qualität und geringer Alkoholgehalt führten aber dazu, dass die Weine Probleme hatten, die langen Reisen unbeschadet zu überstehen. Die Holländer verwendeten daher den Wein als Rohstoff für ihre Brennereien und machten daraus „Brandwijn“, woraus später das Wort „Brandy“ entstand. So machten sie den Wein haltbar und verdünnten ihn später mit Wasser, um dem ursprünglichen Geschmack wieder nahe zu kommen. Inzwischen brannten aber auch die Franzosen und kamen eher durch einen Zufall darauf, dass eine längere Lagerung im Fass, den Geschmack des Destillats deutlich verbesserte.
1875 ereignete sich eine Katastrophe für die Region. Nach einer Reblausplage wurde der Großteil der Weinreben vernichtet. Man pflanzte schließlich neue Reben, die gegen die Reblaus resistent waren und führte strenge Vorschriften für die Herstellung ein, um die Qualität zu wahren. Dies war der Grundstein für den internationalen Erfolg des Cognacs. Von da an begann der Siegeszug des Getränks und Cognac wurde in über 150 Ländern exportiert.
Wie wird Cognac gemacht?
Cognac ist ein aus Weißwein hergestelltes Destillat. In einer traditionellen Brennblase (alambic charentais) wird im Doppelbrandverfahren ein Feinbrand mit 60 bis 72 Vol.-% Alkohol hergestellt und in einem Holzfass (meist Eiche aus der Region) eingelagert. Dort nimmt er Farbe und Aromen des Fasses an und verliert pro Jahr ca. 1,5 Vol.-% Alkohol. Je nach Lage ist das Fass nach vier Jahren oder erst erheblich später für die finale Abfüllung bereit. Abgesehen von älteren Jahrgangsabfüllungen wird Cognac verschnitten und mit Wasser auf 40 Vol.-% Alkohol reduziert. Die Farbe war ursprünglich ein verlässlicher Parameter für das Alter des Cognacs.
Inzwischen darf (wie auch beim Whisky) Zuckercouleur zugesetzt werden, was die Farbgebung enorm verändert und jüngere Tropfen älter aussehen lässt. Berühmte Cognacproduzenten sind Courvoisier, Hennessy, Rémy Martin und andere.
Wie trinkt man Cognac?
Beim Trinken von Cognac kommt es zu allererst auf das Glas an. Ein Cognac-Schwenker ist hier Pflicht! Warum? Weil sich nur in dieser Kelchform die Aromen des Branntweines sammeln und nicht verflüchtigen. Außerdem kann das edle Getränk auf diese Weise „atmen“. Für Cognac sollte man sich genug Zeit nehmen. Man gießt ca. 25 ml in den Schwenker und hält das Glas dann ca. zehn Minuten in der Hand, um es leicht zu erwärmen. Eine Trinktemperatur von ca. 21°C ist dabei optimal. Dann riecht man vorsichtig daran, um das fruchtig bis florale und süßlich bis würzige Aroma zu genießen. Hierbei kommt das eigentliche Schwenken zum Einsatz, denn so entlockt man dem Getränk noch mehr Aromen. Erst jetzt geht man zum Verkosten über. Man nimmt einen kleinen Schluck und lässt ihn langsam über die Zunge gleiten und kurz im Mundraum verweilen, dann erst schluckt man. Cognac braucht also vor allem etwas Zeit, es ist kein Getränk für einen schnellen Schluck, sondern die Belohnung eines langen Tages.
Autor: Christian Messmer